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Liebe Leserinnen und Leser, |
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in diesem Newsletter beenden wir unsere Serie zu den Prognosen unserer Expertenbefragung aus 2008 "Teilhabe 2020" mit unserem abschließenden Fazit.
Das beherrschende Thema dieser Woche ist aber der neuerliche Lockdown kurz vor dem Weihnachtsfest. Wir geben einen Überblick darüber, was die Auswirkungen auf die Werkstätten sind und berichten über eine Umfrage unter Werkstattbeschäftigten, wie diese die erste Lockdown-Phase zwischen März und Juni erlebt haben. Das Institut für Technologie und Arbeit in Kaiserslautern hat dazu in den zwölf Werkstätten des Netzwerks "WfbM-Benchmarking der Teilhabe am Arbeitsleben" eine Erhebung durchgeführt.
Wir wünschen Ihnen allen ein ruhiges und besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr. Bleiben Sie gesund.
Ihr Team von 53°NORD
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Teilhabeprognose 2020 – Das Fazit
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Schaut man auf den Erreichungsgrad der zehn Prognosen zur Teilhabesituation 2020, ist den befragten Experten im Jahr 2008 keine treffsichere Vorhersage gelungen. Er liegt nach unserer Einschätzung lediglich bei 39 Prozent. Halbwegs eingetroffen sind nur vier der 10 Trends: Die steigende Nachfrage psychisch erkrankter Menschen, der leicht verbesserte Zugang zum Arbeitsmarkt, die höhere Komplexität von Produktion und Dienstleistung und die wachsende Bedeutung der beruflichen Qualifizierung.
Die Mehrzahl der Voraussagen basierte auf der Erwartung, die rechtlichen Grundlagen der Werkstatt würden sich so verändern, dass ein stärkerer Wettbewerb entstünde. Das hätte, so die Schlussfolgerung, Auswirkungen auf die Angebotsvielfalt und die Trägerlandschaft und es würde neue Zielgruppen unter dem verlängerten Werkstattdach nach sich ziehen. Auch stagnierende oder sogar sinkende Kostensätze würden, so die Voraussage, eine Folge sein. Das alles ist nicht oder nur in Ansätzen eingetreten, weil die Reformen des BTHG nicht zu einem echten Wettbewerb geführt haben. Eine flächendeckende Versorgung mit neuen Anbietern oder Vermittlungsdiensten, um die Realisierung des Budgets für Arbeit aktiv unterstützen, wurde bisher nicht realisiert. Der Wettbewerb, auf den sich viele schon eingestellt hatten, ist bislang deutlich weniger stark eingetreten als angenommen.
So sollten in den nun kommenden Jahren alle Akteure weiter daran arbeiten, die Wünsche und Vorstellungen der Betroffenen als Maßstab des Handelns zu nehmen. Und da steht nach wie vor an zentraler Stelle: das Wunsch- und Wahlrecht eines jeden Einzelnen.
Das komplette Fazit zur Teilhabeprognose 2020 finden Sie hier.
Die Übersicht über alle Trends und die Liste der befragten Experten gibt es hier.
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Die Auswirkungen des neuen Lockdowns auf die Werkstätten
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Anders als im März führt der neuerliche Lockdown nicht zu einem flächendeckenden Betretungsverbot in Werkstätten. Der Regierungsbeschluss, auf den sich die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten am 13. Dezember geeinigt haben, enthält keine spezielle Regelung für Einrichtungen der Eingliederungshilfe. Für Werkstätten gelten somit die Vorgaben für Wirtschaftsbetriebe. Diese sollen prüfen, ob ihre Betriebsstätten durch Betriebsferien oder großzügige Home-Office-Lösungen vom 16. Dezember bis zum 10. Januar geschlossen werden können.
Die Länder haben die Möglichkeit, bei Bedarf über diese Regelung hinauszugehen. Wegen der 7-Tage-Inzidenz von über 300 hat Sachsen bereits am 11. Dezember eine neue Corona-Schutz-Verordnung erlassen. Für Werkstätten und tagesstrukturierende Angebote gilt dort wieder ein Betretungsverbot. Eine Notversorgung muss sichergestellt werden. Beschäftigte, deren Tätigkeit für den wirtschaftlichen Betrieb notwendig ist, können vom Verbot ausgenommen werden, ebenso – überraschenderweise - Teilnehmer im Eingangsverfahren und Berufsbildungsbereich. Die Regelungen können aufgehoben werden, wenn der Inzidenzwert regional unter 50 fällt. Bei weiter steigenden Werten können Kreise und Kommunen die Bestimmungen auch verschärfen.
In Bayern wird auf die hohen Zahlen reagiert, indem das Sozialministerium eine landesweite Freistellung aller Beschäftigten verfügt hat. Ab dem 16. Dezember bis einschließlich dem 10. Januar 2021 sind alle Beschäftigten von Werkstätten von der Arbeit freigestellt - bei voller Lohn- sowie Tagessatz-Fortzahlung. Diese Regelung gilt jedoch nicht für die betrieblich integrierte Arbeitsplätze und auch nicht für die tariflich entlohnten Mitarbeiter einer Werkstatt.
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WfbM-Beschäftigte im ersten Lockdown – Ergebnisse einer Blitzumfrage
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Der erste große Lockdown infolge der Covid-19-Pandemie im Frühjahr 2020 stellte Werkstätten vor enorme Herausforderungen.
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Unter hohem Zeitdruck musste das Betretungsverbot für Beschäftigte einerseits und die weitgehende Schließung von Produktion und Dienstleistungsangeboten andererseits durchdacht, vorausschauend geplant und umgesetzt werden. Während mit hohem Engagement Informations-, Betreuungs-, Bildungs- und Arbeitsangebote entwickelt und umgesetzt wurden, stellte sich die Frage, wie Beschäftigte diese Leistungen in ihrem neuen Alltag erlebt haben.
Das Institut für Technologie und Arbeit e.V. in Kaiserslautern entwickelte in Abstimmung mit den Werkstätten aus dem Netzwerk des "WfbM-Benchmarking der Teilhabe am Arbeitsleben" eine Kurz-Befragung für Beschäftigte, die eine Bewertung aus Nutzersicht ermöglicht.
Wie sie die Bemühungen der Werkstätten einschätzten und welche Schlüsse sich daraus für die aktuelle Situation und den künftigen Umgang mit ähnlichen Herausforderungen ziehen lassen, lesen Sie in der Zusammenfassung der Umfrageergebnisse.
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Aus unserem Veranstaltungsprogramm
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ONLINE-Seminar BESPRECHUNGEN ONLINE – EINE ANGELEGENHEIT FÜR SICH!
Über die ungeahnten Herausforderungen von Video-Konferenzen und wie wir konstruktiv mit ihnen umgehen können
Meist in Eile wurden ab Ende März viele Besprechungen und Konferenzen in die digitale Welt verlegt. Dabei hatte es oberste Priorität, überhaupt funktionierende technische Lösungen zu finden und Fragen der Datensicherheit zu klären, dies ist schon umfangreich und aufwändig genug.
Manchmal sind dabei die leiseren Themen in Bezug auf effiziente Online-Konferenzen auf der Strecke geblieben und man konferiert nun online sehr ähnlich wie "in echt". Es fehlt oft die Feinjustierung.
Video-Konferenzen sind erstaunlich anstrengend, obwohl wir doch gar nicht von Ort zu Ort hetzen. Was genau wurde eigentlich in Bezug auf Punkt XY besprochen? Und von einigen Kolleg*innen hat man gar nichts mitbekommen! Warum das so ist und wie Sie dem entgegenwirken können, darum geht es in unserem Kurzvortrag mit anschließenden Austauschmöglichkeiten.
Ort: ZOOM
Termin: 19. Januar 2021 | 09:00 bis 11:00 Uhr
Preis: 75,00 Euro zzgl. ges. MwSt.
Information und Anmeldung
Online-Seminar DIGITALE BILDUNG FÜR BERUF UND ALLTAG!
Empowerment, Autonomie und lebenslanges Lernen mit Hilfe von Digitalisierung
Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung des Bildungsbereichs beschleunigt. Auch das Themenfeld der digitalen Bildung für Menschen mit Behinderung hat im vergangenen Jahr sehr viel Schwung bekommen. Dabei ist lange bekannt, dass Digitalisierung für diesen Personenkreis viel zu bieten hat. Digitale Medien und Apps sind hervorragend geeignet, um Barrieren abzubauen und Menschen mit Behinderung einen selbstbestimmten, autonomen Zugang zu Kommunikation und Information zu ermöglichen. Moderne Medien sind in der Lage, die Aktionsspielräume behinderter Menschen zu erweitern und Exklusion entgegenzuwirken. Zudem belegen Studien zur Mediennutzung, dass das alltägliche Informationsverhalten auch von Menschen mit Behinderung durch das Internet und Smartphone-Nutzung dominiert wird.
Die Genossenschaft der Werkstätten Nord beschäftigt sich schon seit 2018 mit dem Thema Digitale Bildung. Das Ziel: Ein modernes E-Learning Angebot für Menschen mit Behinderung aufbauen und Interessierten zur Verfügung stellen. So entstand unter dem Namen "didab" (digital dabei) mit der Hochschule Braunschweig Wolfenbüttel und unter Einbeziehung der Zielgruppen eine E-Learning Plattform, die beeinträchtigten Menschen bedarfsorientiertes und komplexitätsreduziertes Wissen in Form von multimedialen Lern-Modulen verfügbar macht.
Ort: ZOOM
Termin: 28. Januar 2021 | 09:00 bis 11:00 Uhr
Preis: 85,00 Euro zzgl. ges. MwSt.
Information und Anmeldung
Fachtag und Lokaltermin ASSISTENZSYSTEME UND DIGITALISIERUNG IN DER PRAXIS
Chancen und Nutzen für die Bildungs- und Arbeitsangebote von Menschen mit Beeinträchtigung
Die Wirtschaft und damit auch der Arbeitsmarkt entwickeln sich rasant - aus analog wird digital, aus Handarbeit werden technologische Lösungen. Wie sollen Menschen mit Behinderung da Schritt halten? Wie sollen Werkstätten Aufträge in Verpackung und Montage generieren, wenn die Anforderungen bei Aufträgen aus der Wirtschaft das Fähigkeitsniveau der Werkstatt übersteigen? Wie sollen Bildungseinrichtungen Menschen so ausbilden, dass sie solcherart komplexen Zukunftsaufgaben gewachsen sind?
Diese Fragen stellte sich auch der wertkreis Gütersloh und fand Antwort in einer Gegenfrage, die fortan der Motor für etliche innovative Entwicklungen in Gütersloh sein sollte: Was wäre, wenn…. Menschen mit Behinderung nicht an komplexen Systemen scheitern, sondern diese Systeme Barrieren abbauen und zum Erhalt von Teilhabeleistungen am Arbeitsleben und zur Schaffung von Arbeitsplätzen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt beitragen? Wie könnten diese Systeme aussehen? Wie und wo könnte man sie verfeinern und testen. Und wie könnte man sie so konzipieren, dass sie finanziell erschwinglich bleiben?
Der Fachtag und Lokaltermin bietet die Möglichkeit zu erfahren, wie die Vision der Gütersloher - "Verbesserungen der Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung durch Technik und Steigerung der Arbeitsmöglichkeiten auch außerhalb der Werkstatt" - in der Praxis mit Leben gefüllt werden kann.
Die Entwicklungs- und Projektpartner (Universitäten, Forschungsinstitute, Hochschulen, Firmen) informieren in Fachvorträgen und bieten die Möglichkeit zu Austausch und Diskussion. Die Technologien können besichtigt und vor allem auch ausprobiert werden.
Ort: Gütersloh
Termin: 29. – 30. März 2021
Preis: 390,00 Euro zzgl. ges. MwSt.
Information und Anmeldung
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