Liebe Leserinnen und Leser!
Wie können die Teilhabemöglichkeiten für Menschen in der Tagesförderung so weiterentwickelt werden, dass sie individueller und personenbezogener sind und mehr Inklusion ermöglichen? Ein Anfang könnte die Neufassung des Arbeitsbegriffs sein. In der aktuellen Werkstattgesetzgebung steht laut Definition von Arbeit eine "wirtschaftliche Verwertbarkeit" im Mittelpunkt. Die Definition könnte aber auch lauten: "Arbeit heißt, etwas zu bewirken, was anderen Menschen zugutekommt". Dem läge die Überzeugung zugrunde, dass jede Person, unabhängig von Art und Schwere ihrer Beeinträchtigung, in der Lage ist, etwas für andere zu leisten. Das bestehende Kriterium "Mindestmaß verwertbarer Arbeitsleistung" wäre hinfällig und ein wichtiger Schritt für eine Öffnung des Angebots für diesen Personenkreis getan.
Doch allein der Statuswechsel von der Tagesförderstätte (Tafö) zur Werkstatt reicht nicht aus. Es braucht eine klare Vision: Weg von abgesonderter Betreuung, hin zu echter Teilhabe durch gemeindeorientierte Ansätze. Das bedeutet auch für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf den Zugang zu den Angeboten der WfbM, in den Sozialraum und in den Arbeitsmarkt zu öffnen und damit die Maßnahmen personenbezogen zu gestalten.
Inklusion wird so erlebbar, auch für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf, die im aktuellen System so gut wie unsichtbar für die Gesellschaft sind. Politik, Träger und Werkstätten müssen Anreize und Mut aufbringen, neue Wege zu gehen und auch diesen Personenkreis aktiv ins gesellschaftliche Leben einzubinden. Nur so wird Teilhabe sichtbar – mit Namen, Gesicht und Platz in der Mitte der Gesellschaft.
Passend zu dieser Thematik berichten wir im über das Modellprojekt "Unterstützter Übergang aus der Tagesförderstätte" der LAG A|B|T in Niedersachsen und besuchten die Förderstätte der Pfennigparade in München, die Arbeit als zentrales Element der Teilhabe definiert.
Die erste 53° NORD-Fachtagung aus der Reihe "Assistenz für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf" beschäftigt sich dann im November mit der Frage, "Wie können wir Bildung und Arbeit für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf ermöglichen und welche Angebote können wir schaffen?" Außerdem haben wir in unserem Fortbildungsprogramm die Seminare zu "Personenzentrierter Teilhabeplanung", "erfolgreicher Vermittlung" und die Fachtagung zum Thema "Konzepte für älter werdende Werkstattbeschäftigte".
Wie immer wünschen wir Ihnen eine kurzweilige und erkenntnisreiche Lektüre.
Ihr Team von 53° NORD
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