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Neues Präventions- und Hilfsangebot von und für Menschen mit Beeinträchtigung geht an den Start

Berliner Werkstätten und klicksafe realisieren barrierearme App gegen Cyber-Mobbing

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Vorsterllung der Cyber Mobbin APP

 19. März 2024 |  Katrin Euler | Textbeitrag

  Haltung, Wahlfreiheit und Selbsbestimmung, Werkstätten, Kostenfreie Artikel, Gute Praxis - die Reportage

In Berlin besteht eine Situation, die bundesweit einzigartig ist: Insgesamt 16 Werkstätten verteilen sich an 96 Standorten mit insgesamt 54 Arbeitsangebote über das ganze Stadtgebiet. Seit 2019 gibt es in der LAG WfbM Berlin – auch das bundesweit einzigartig - eine zentrale Fachberatungsstelle Gewaltprävention, die alle Berliner Werkstätten berät und Ansprechpartner ist. In diesem Kontext werden unter anderem Schulungen und Bildungsangebote zum Thema Gewaltprävention angeboten, aber auch das Thema „Cyber Mobbing“ stand immer zentral. Nun hat die LAG WfbM Berlin in Kooperation mit der EU-Initiative klicksafe und in Zusammenarbeit mit einem Team aus WerkstattmitarbeiterInnen ein Präventions- und Hilfsangebot geschaffen, das sich an alle Menschen mit Beeinträchtigungen richtet.

Mehr Sicherheit im Netz

Die EU-Initiative klicksafe hat zum Ziel, Online-Kompetenz zu fördern und mit vielfältigen Angeboten bei einem kompetenten und kritischen Umgang mit dem Internet zu unterstützen. Ursprünglich richtet sie sich dabei insbesondere an Menschen, die Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, ihre Internetkompetenzen auszubauen – von Eltern über Lehrkräfte bis hin zu MultiplikatorInnen – aber auch an alle, die sich selbst fit machen wollen. In diesem Kontext hatte klicksafe bereits eine App zum Thema Cybermobbing für Kinder und Jugendliche entwickelt. Für Erwachsene mit Beeinträchtigung gab es jedoch bisher noch kein solches Angebot.

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Danilo Pauksch (LWB), Sahra El-Noumeiri (USE), Anja El-Noumeiri
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Victoria Schillert (BWB), Kerstin Lorenz (Lwerk)

Partizipativer Ansatz

Die App zeichnet sich durch einen besonders partizipativen Ansatz aus, der bereits bei ihrer Entwicklung begann. Eine Arbeitsgruppe, die aus Menschen mit Beeinträchtigungen bestand, erarbeitete sich das Thema Cyber-Mobbing über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg, entwickelte gemeinsam die Inhalte und realisierte die Umsetzung.

Begleitet wurden die Werkstattbeschäftigten von der Fachberatungsstelle Gewaltprävention, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den Sozialdiensten der Werkstätten, einem Gebärdensprachdolmetscher und einer Medienpädagogin von klicksafe. So wurde nicht nur ein hohes Maß an Partizipation der Zielgruppe erreicht, sondern auch ein überzeugendes Ergebnis erzielt.

Barrierearme Gestaltung

Wichtig war dabei vor allem die verständliche und barrierearme Gestaltung der Inhalte. Alle Informationen und Erklärungen rund um das Thema digitale Gewalt sind in einfacher Sprache verfasst, darüber hinaus gibt es bildbasierte Anleitungen, die Schritt für Schritt zeigen, wie man Kontakte auf Social-Media-Plattformen blockieren, melden oder löschen kann. Ein wesentliches Element der „Cyber-Mobbing Leichte Hilfe App“ sind zudem Videos, in denen die Teilnehmenden der Arbeitsgruppe selbst als Experten und Expertinnen auftreten. Dabei vermitteln sie in einfachen Worten oder Gebärdensprache wichtige Tipps, z. B. wie man einen Screenshot erstellt oder eine Anzeige bei einer Onlinewache macht.

Die Idee für dieses Projekt entstand aus den Erfahrungen der Fachberatungsstelle Gewaltprävention mit Werkstattbeschäftigten, die mit digitaler Gewalt konfrontiert wurden. Dabei sollte es nicht nur um einen verantwortungsbewussten Umgang, sondern um Aufklärungs- und Verhinderungsarbeit gegen Cyber-Mobbing gehen. Mithilfe von begleitenden Materialien für den Berufsbildungsbereich und anderen Angeboten kann die App deshalb auch zum Erwerb einer verbesserten Medienkompetenz der Zielgruppe genutzt werden.

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Sabrina Schmolt (LWB) - Expertin für Gebärdenvideos
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Martin Apelt (USE), Sascha Omidi (LAG WfbM Berlin e.V.), Danilo Pauksch (LWB)

Digitale Gewalt

„Das Internet ist für alle ein wichtiger digitaler Raum. Auch Menschen mit Beeinträchtigungen nutzen ihn und begegnen dabei digitaler Gewalt. Umso wichtiger ist es, dass es entsprechende Unterstützungs- und medienpädagogische Angebote gibt. Die Erfahrungen der Werkstattbeschäftigten waren ausschlaggebend für die Themen dieser App. „Mit der ‚Cyber-Mobbing Leichte Hilfe App‘ stärken wir Menschen mit Beeinträchtigung. Besonders wichtig waren uns bei der Entwicklung der App die inklusive Arbeitsgruppe und die ProtagonistInnen der Videos“, so Bettina Neuhaus Geschäftsführerin der LAG WfbM Berlin. „Denn nur so kann dieses Thema durch ExpertInnen in eigener Sache bearbeitet werden und diese können so ganz konkrete Tipps an die Hand geben, um sich gegen Angriffe im Internet zu wehren“.

Sicher Klicken

Deborah Woldemichael, Leiterin der EU-Initiative klicksafe ergänzt „Gerade, wenn es um Mobbing oder Hass im Netz geht, sind vulnerable Gruppen besonders betroffen. Wir freuen uns, dass wir hier einen Beitrag leisten können, mit unserer Expertise im Bereich Cyber-Mobbing sowie den Grundlagen der bereits erfolgreichen Cyber-Mobbing Erste-Hilfe App für Jugendliche“. Die EU-Initiative klicksafe hat zum Ziel, die Online-Kompetenz der Menschen zu fördern und sie mit vielfältigen Angeboten beim kompetenten und kritischen Umgang mit dem Internet zu unterstützen. Diese Initiative ist politisch und wirtschaftlich unabhängig und wird in Deutschland von der Medienanstalt Rheinland-Pfalz koordiniert und gemeinsam mit der Landesanstalt für Medien NRW umgesetzt

Die "Cyber-Mobbing Leichte Hilfe App" steht ab sofort als IOS-Version für iPhone & Co. kostenlos zur Verfügung. Die Android-Version sowie begleitendes Unterrichtsmaterial für Bildungsveranstaltungen werden zeitnah folgen.

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Martin Apelt (USE), Sascha Omidi (LAG WfbM Berlin e.V.), Danilo Pauksch (LWB), Sahra El-Noumeiri (USE), Anja El-Noumeiri

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