Artikel

Strukturelle Neuausrichtung, Entwicklungen und Perspektiven

Ein Bericht aus der LAG WfbM Mecklenburg-Vorpommern

Bild Strukturelle Neuausrichtung, Entwicklungen und Perspektiven

 08. Dezember 2025 |  Dieter Basener | Textbeitrag

Die Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen und berufliche Teilhabe in Mecklenburg-Vorpommern (LAG WfbM ubT M-V) vertritt die Interessen von 23 Werkstätten im Land. Gemeinsam bieten diese rund 8.700 Menschen mit Behinderung an etwa 100 Standorten Teilhabe am Arbeitsleben. Darunter sind etwa 7.540 Menschen im Arbeitsbereich beschäftigt, im Berufsbildungsbereich werden 582 Teilnehmende begleitet und in den Tagesgruppen werden 587 Personen betreut.

Nico Ernst, Geschäftsstellenleiter der LAG WfbM M-V, erläutert das Selbstverständnis: „Die LAG WfbM bildet das Netzwerk der Werkstätten in Mecklenburg-Vorpommern und vertritt ihre Interessen auf Landesebene." Seit Juni 2022 koordiniert er die Geschäftsstelle in Rostock und unterstützt die Vorstandsarbeit sowie diverse Arbeitskreise. Seine Kollegin Anna Wels begleitet den Landesarbeitskreis der Werkstatträte u. a. bei der landesweiten Arbeit, der Planung von Veranstaltungen und in Gesprächen mit der Politik und Werkstattleitungen. Außerdem berät sie die Werkstatträte im Land zu verschiedenen Fragestellungen.

Strukturelle Neuausrichtung des Vorstandes und der Geschäftsstelle

Nach dem plötzlichen Tod des langjährigen Vorsitzenden Christoph Bohmann im Oktober 2022 durchlief die LAG eine Phase der Neuorientierung. Im Zuge dessen wurde die Satzung überarbeitet und eine strukturelle Änderung vorgenommen: Die LAG wird nun gleichberechtigt vom fünfköpfigen Vorstand geführt. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass es leichter ist, dieses berufliche Ehrenamt zu stemmen, wenn die Aufgaben gleichmäßig auf mehrere Schultern verteilt werden", so Ernst.

Auch die Geschäftsstelle erfuhr strukturelle Veränderungen. Im Juni 2023 zog der Verein von der Hinrichsdorfer Straße in die Joliot-Curie-Allee 48 in Rostock um und verfügt nun über moderne und barrierefreie Büroräume mit Sitzungsmöglichkeiten. Zusätzlich löste Frau Anna Wels ihre langjährige Vorgängerin als Koordinatorin des LAK WR ab und unterstützt seit Oktober 2024 die Werkstatträte im Land. „Wir versuchen, so viel wie möglich vorzubereiten und zu koordinieren, um unsere Vorstände zu unterstützen", erklärt Ernst die zentrale Rolle der Geschäftsstelle. Neben dem Landesarbeitskreis der Werkstatträte in MV erhält ab 2026 auch die Landesarbeitsgemeinschaft der Frauenbeauftragten in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen stärkere Unterstützung durch Vorstand und Geschäftsstelle.

Inklusives Netzwerktreffen in Parchim

Ein Schwerpunkt des Jahres 2025 war das Inklusive Netzwerktreffen am 18. März in Parchim. Die LAG hatte gemeinsam mit der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege und der Lewitz Werkstätten gGmbH zum Austausch eingeladen. Rund 200 Teilnehmende aus Werkstätten, Politik, Wirtschaft und Eingliederungshilfe diskutierten im Tagungszentrum Solitär des Landratsamts über das Thema „Brücken bauen für eine inklusive Arbeitswelt". In Workshops wurden Chancen, Barrieren und Wünsche auf dem Weg in eine inklusive Arbeitswelt diskutiert. Dabei brachten sich Menschen mit Behinderung aktiv in die Gespräche ein und sorgten dafür, dass nicht über sie, sondern mit Ihnen gesprochen wird.

„Die Werkstätten nehmen eine Schlüsselrolle bei der Organisation von Übergangen ein", betont Nico Ernst. „Sie sind Vermittler und Unterstützer und sie kennen die individuellen Bedürfnisse der Beschäftigten." Als zentrale Anliegen wurden der Abbau bürokratischer Hürden, der Erhalt von Nachteilsausgleichen und eine langfristige Begleitung von Menschen mit Behinderungen und Betrieben genannt. „Ohne ausreichende personelle Ressourcen für Jobcoachs bzw. Integrationsdienste in WfbM werden Übergänge in den allgemeinen Arbeitsmarkt nur schwer gelingen", so Ernst.

Positiv hervorzuheben ist, dass einige Unternehmen direkt im Nachgang des Netzwerktreffens Außenarbeitsplätze anboten. „Die Veranstaltung hat etwas bewegt – neue Netzwerke sind entstanden, alte gewachsen", resümiert Ernst.

Eine Zusammenfassung der zwei Tage finden Sie hier. Der gesamte Ergebnisbericht der Tagung ist auf der Website der LAG verfügbar.

Landesrahmenvertrag und Aktion Schichtwechsel

Die Verhandlungen zum Landesrahmenvertrag nach § 131 SGB IX dauern weiterhin an. Der ursprünglich 2019 geplante Vertragsabschluss kam nicht zustande, da die kreisfreien Städte ihre Zustimmung verweigerten. Stattdessen gilt bis heute die damals erlassene Landesverordnung als rechtliche Grundlage. „Derzeit laufen Gespräche zwischen dem Sozialministerium, den Kommunen und der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege", erläutert Ernst. Dabei geht es um die Schaffung einheitlicher Regelungen für Leistungsvereinbarungen, aber auch um die ausdrückliche Aufforderung an die Leistungsanbieter und Träger, konkrete Sparziele zu identifizieren.

In diesem Jahr beteiligten sich zahlreiche Werkstätten aus dem Bundesland an der bundesweiten Aktion Schichtwechsel. 14 von 23 Werkstätten nahmen am 25. September an der Aktion teil, bei der Beschäftigte und Menschen aus der Wirtschaft für einen Tag ihre Arbeitsplätze tauschen. „Wir haben das Gefühl, dass dieses Format in Mecklenburg-Vorpommern immer besser angenommen wird", freut sich Nico Ernst. „Solche Aktionen schaffen Verständnis, echte Begegnungen und neue dauerhafte Kooperationen mit Partnern aus der Wirtschaft."

Fortbildungen und Zukunftsperspektiven

Ein zentrales Anliegen der LAG ist die Vernetzung der Mitgliedseinrichtungen auf allen Ebenen. Über das Jahr hinweg finden zahlreiche Fachtage, Seminare und Arbeitskreistreffen statt, etwa für soziale und begleitende Dienste, Werkstattleitungen, Verwaltungsleitungen, Produktionsleitungen sowie Gewaltschutz- und IT-Beauftragte. Auch die Integrationsfachkräfte treffen sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch. Zusätzlich richtet die LAG jedes Jahr zwei Regionalturniere und ein Finale im Fußball der WfbM aus. „Wir sind stolz darauf, dass wir Austausch und Fortbildungen in dieser Vielzahl und Qualität anbieten können", sagt Nico Ernst.

Die LAG WfbM Mecklenburg-Vorpommern wird im März 2026 gemeinsam mit den norddeutschen LAGs Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Niedersachsen auf der Messe „You Can" in Leipzig vertreten sein. „Gemeinsam wollen wir dort norddeutschen Charme versprühen und unsere Mitglieder angemessen vertreten", so Ernst.

Hinsichtlich einer Namensänderung, wie sie andere LAGs vorgenommen haben, besteht in Mecklenburg-Vorpommern derzeit kein Handlungsbedarf. „Wir tragen den Zusatz ‚berufliche Teilhabe‘ schon länger im Namen", erklärt Ernst. Die LAG sei auch offen für Inklusionsunternehmen und andere Leistungsanbieter als Mitglieder. Die Inklusionsunternehmen sind überwiegend in einem eigenen Verband organisiert und bisher gibt es im Land noch keine anderen Leistungsanbieter. Dies ändert sich jedoch ab dem 01.01.2026. „Dann zählen wir 24 Mitglieder, darunter der erste andere Leistungsanbieter in Mecklenburg-Vorpommern mit Sitz in Rostock.“

Ausblick

„Mit dem Netzwerktreffen in Parchim haben wir gezeigt, dass ein vielfältiges Angebot an beruflicher Teilhabe von Menschen mit Behinderungen eine Gemeinschaftsaufgabe vieler Akteure ist und dass die Werkstätten dabei aber ein unverzichtbarer Partner sind", fasst Nico Ernst zusammen. „Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht, aber die Themen Übergang, Inklusion und Teilhabe bleiben Daueraufgaben, an denen wir gemeinsam arbeiten müssen. Wir denken derzeit über eine Fortsetzung der erfolgreichen Veranstaltung in Parchim nach."

Zurück zur Artikelübersicht

Bleiben Sie informiert

Abonnieren Sie jetzt unseren Newsletter und bleiben Sie auf dem neusten Stand

Logo Evangelische Bank eGClaim Evangelische Bank eG

53° NORD wird gefördert durch Evangelische Bank

Die Evangelische Bank unterstützt die Inklusion von Menschen mit Behinderung, weil Diversität eine Bereicherung für unsere Gesellschaft und Ausdruck unserer christlich, nachhaltigen Grundeinstellung ist.

Erfahren Sie mehr