Sind Werkstätten für Menschen mit Behinderung Orte demokratischer Bildung?
Demokratische Teilhabe und politische Bildung für Menschen mit Behinderung

Mehrheit (© Kassing)
Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM) sind weit mehr als Orte der beruflichen Qualifikation und Teilhabe. Sie übernehmen auch wichtige soziale und gesellschaftliche Funktionen. Doch inwiefern sehen WfbMs demokratische Bildung als Teil ihres Auftrags? Und wie tragen sie dazu bei, Menschen mit Behinderungen auf politische Teilhabe – etwa Wahlen – vorzubereiten? Wir haben die künstliche Intelligenz ChatGPT gefragt, ob Werkstätten Orte demokratischer Bildung sind und bekamen folgende Antwort:
Demokratische Bildung: Auftrag oder Randthema?
Die UN-Behindertenrechtskonvention, die Deutschland 2009 ratifiziert hat, betont das Recht von Menschen mit Behinderung auf gleichberechtigte Teilhabe an allen Bereichen der Gesellschaft, einschließlich der Politik. Artikel 29 verpflichtet die Vertragsstaaten, die politische Mitbestimmung von Menschen mit Behinderung sicherzustellen. Doch in der Praxis stellt sich die Frage, ob und wie dieser Anspruch in den WfbMs umgesetzt wird.
Werkstätten haben laut § 1 der Werkstättenverordnung (WVO) den Auftrag, Menschen mit Behinderung eine "angemessene Bildung" zu ermöglichen. Obwohl dies vorrangig berufliche Qualifikation betrifft, eröffnet es Spielraum für die Integration demokratischer Bildung. Erste Studien und Berichte zeigen, dass dieser Ansatz vielerorts noch wenig systematisch umgesetzt wird. Eine Umfrage des Netzwerks "Inklusion und Politik" ergab, dass weniger als 30 % der befragten Werkstätten regelmäßige Bildungsangebote zu Themen wie Wahlen, Demokratie oder gesellschaftlichem Engagement durchführen.
Vorbereitung auf Wahlen: Ein gemischtes Bild
Ein wichtiger Aspekt der demokratischen Bildung ist die Vorbereitung auf Wahlen. Die Bundestagswahl 2021 war ein Meilenstein, da erstmals alle Menschen mit Behinderung, einschließlich der zuvor vom Wahlrecht ausgeschlossenen Gruppen, ihre Stimme abgeben durften. Doch wie werden Bewohner und Bewohnerinnen von Wohngruppen und Beschäftigte in Werkstätten auf dieses Recht vorbereitet?
In einigen Einrichtungen gibt es positive Beispiele:
- Barrierefreie Wahlhilfen: In mehreren Bundesländern wurden Workshops organisiert, die den Wahlprozess erklären – mit einfachen Worten und Symbolen.
- Wahlsimulationen: Manche Werkstätten führten Testwahlen durch, um den Ablauf zu üben und Ängste abzubauen.
Allerdings berichten Betroffene auch von Defiziten: Nicht alle Wohngruppen und WfbMs stellen genügend Informationen in leichter Sprache bereit. Politische Bildung findet häufig nur punktuell oder kurz vor Wahlen statt, anstatt ein integraler Bestandteil der Bildungsarbeit zu sein.
Haltung gegenüber rechtsradikalen Strömungen
Ein weiteres brisantes Thema ist der Umgang mit rechtsradikalen Ideologien, die auch in der Gesellschaft zunehmend an Boden gewinnen. WfbMs stehen hier in einer besonderen Verantwortung, da sie nicht nur Bildungsorte, sondern auch Schutzzonen für vulnerable Gruppen sind. Laut dem Verfassungsschutzbericht 2023 erreichte die Zahl rechtsextremistischer Straftaten in Deutschland ein neues Hoch. Auch Menschen mit Behinderungen sind potenzielle Zielgruppen rechter Propaganda, die sich oft als "Fürsprecher" vermeintlicher Randgruppen inszeniert.
Viele Werkstätten positionieren sich klar:
- Präventionsarbeit: Einige WfbMs haben Schulungsprogramme entwickelt, um Mitarbeitende und Beschäftigte für rechtsextreme Inhalte zu sensibilisieren.
- Klare Haltung: Öffentlichkeitsarbeit, die sich gegen Diskriminierung und für Vielfalt ausspricht, gehört bei einigen Einrichtungen zum festen Programm.
Doch auch hier gibt es Lücken: Eine systematische Erfassung oder Analyse, wie WfbMs mit dem Thema umgehen, fehlt bislang.
Fazit: Demokratische Bildung als Chance
WfbMs könnten ein Schlüssel zur politischen Teilhabe für Menschen mit Behinderung sein – wenn sie demokratische Bildung stärker als Teil ihres Auftrags verstehen. Dies erfordert:
- Verpflichtende Bildungsangebote zu politischen und gesellschaftlichen Themen.
- Barrierefreie Informationen in leichter Sprache, die kontinuierlich und nicht nur vor Wahlen bereitgestellt werden.
- Klare Haltung gegen Extremismus, die sich in Präventionsarbeit und öffentlicher Kommunikation widerspiegelt.
Obwohl es positive Ansätze gibt, bleibt die Frage, ob Werkstätten für behinderte Menschen ausreichend Orte für demokratische Bildung sind. Es bedarf weiterer Forschung und systematischer Ansätze, um politische Bildung flächendeckend in WfbM zu integrieren und eine klare Positionierung gegen extremistische Strömungen zu fördern.
Umfrage im KLARER KURS
Neben der künstlichen Intelligenz wollen wir nun auch die menschliche Intelligenz bemühen, um eine Einschätzung zur Bedeutung und Umsetzung demokratischer Bildung in WfbMs zu bekommen Mit unserer Umfrage und Ihrer Hilfe wollen wir nicht nur erfahren, wer bereits aktiv politische Bildung betreibt. Sondern wir wollen auch von weiteren, spannenden Angeboten zu einer politischen Bildung erfahren, die dazu beiträgt, dass Menschen mit Behinderung sich an den wichtigen, demokratischen Prozessen aktiv beteiligen können. Auch, um gegebenenfalls davon berichten zu können!
Zu unsere Umfrage:
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